De-Risking statt De-Coupling – Wie deutsche Unternehmen ihre China-Strategie anpassen sollten
Die jüngsten Entwicklungen in den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen werfen wichtige Fragen für deutsche Unternehmen auf. Die Bundesregierung hat eine neue China-Strategie angekündigt, die darauf abzielt, deutsche Unternehmen bei Geschäften in China stärker zu sensibilisieren. Doch bedeutet das wirklich, dass sich deutsche Firmen dauerhaft vom chinesischen Markt abkoppeln sollten? Hier sind die Schlüsselpunkte und Empfehlungen des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) zur aktuellen Situation.
De-Coupling oder De-Risking: Was ist die beste Strategie?
Riccardo Kurto, Leiter des BME-Büros China, hebt hervor, dass die neue China-Strategie der Bundesregierung zwar die Aufmerksamkeit deutscher Unternehmen in Bezug auf ihre Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik schärfen soll, dies jedoch nicht gleichbedeutend mit einer dauerhaften Abkopplung vom chinesischen Markt ist. Die Schlüsselbotschaft lautet, dass es an der Zeit ist, die Risiken zu reduzieren, anstatt sich vollständig von China zu entkoppeln.
Warum ist De-Coupling unrealistisch?
Eine umfassende Analyse des BME-Expertenkreises China im März 2023 kam zu dem Schluss, dass die Idee des De-Couplings keine realistische Option ist. Es ist unwahrscheinlich, dass sich alternative und stabile Lieferantenoptionen durch diese Strategie realisieren lassen. Stattdessen sollten deutsche Unternehmen verstärkt auf De-Risking und die Diversifizierung ihrer Lieferketten setzen.
„China plus eins“ und Multiple Sourcing
Eine Möglichkeit, das Risiko zu verringern, besteht darin, das Konzept von „China plus eins“ zu verfolgen. Dies bedeutet, dass deutsche Unternehmen zusätzlich zu ihren Geschäftsaktivitäten in China alternative Beschaffungsmärkte in Betracht ziehen sollten. Als vielversprechende Regionen werden vor allem Südostasien und Osteuropa genannt.
Die Bedeutung globaler Liefer- und Wertschöpfungsketten
Der ökonomische Wohlstand Deutschlands hängt stark von funktionierenden globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten ab. Angesichts der zahlreichen internationalen Herausforderungen rät der BME, wirtschaftliche Abhängigkeiten im Lieferantenportfolio angesichts geopolitischer Konflikte neu zu bewerten. Jedes Unternehmen sollte diese Analyse basierend auf verfügbaren Alternativen und seiner Position in der Lieferkette selbstständig durchführen.
Fazit: Eine ausgewogene Strategie ist entscheidend
Die China-Strategie der deutschen Bundesregierung sollte deutsche Unternehmen dazu anregen, ihre Geschäftsaktivitäten in China kritisch zu überdenken und Risiken zu minimieren. Die Devise lautet jedoch nicht, sich dauerhaft von China zu entkoppeln, sondern eine ausgewogene Strategie zu verfolgen, die auf De-Risking, Diversifizierung und „China plus eins“ setzt. Letztendlich obliegt es jedem Unternehmen, die für seine individuelle Situation am besten geeignete Strategie zu wählen.